DIE KUNST DER FORTBEWEGUNG

Parkour ist die Kunst, Hindernisse zu überwinden und möglichst effizient von A nach B zu gelangen. Ende der 1980er Jahre entwickelte sich Parkour in den Pariser Vororten, angetrieben von einer Gruppe Jugendlicher – den „Yamakasi“ (starker Mensch, starker Körper, starker Geist). Um sich herauszufordern und stark zu werden, übertrugen sie spielerisch Fluchttechniken aus dem Militärtraining und der Methode Naturelle aus der natürlichen Umgebung auf den urbanen Raum. Später prägte David Belle dafür der Begriff „Parkour“. Auch heute wird Parkour in seiner ursprünglichen Form draußen trainiert und urbane Architektur als „Sportgerät“ neu interpretiert.

Auch wenn Parkour ohne Frage physische Fitness, Koordination und Körperkontrolle fördert, ist die sportliche Facette nur ein Bestandteil dieser Disziplin. Eine große Rolle spielt die mentale Komponente. Sich bewusst Grenzsituationen auszusetzen und die eigene Komfortzone immer wieder zu verlassen gehört ebenso zum Training wie seine körperlichen Fähigkeiten in jeglichen Situationen zu testen und abrufen zu können, beispielsweise in großen Höhen oder bei Regen und Kälte. Parkour definiert sich nicht durch die genutzten Techniken oder Regeln, sondern nutzt Bewegungen, um Probleme zu lösen. Egal, ob diese ihren Ursprung im Klettern, Turnen oder Breakdance hat.

Was Parkour für die pädagogische Arbeit so wertvoll macht, sind die Philosophie und die Werte dieser Sportart. Parkour steht traditionell für Offenheit, Vorsicht, Respekt, Rücksichtnahme, Vertrauen, Zusammenhalt, Wettkampflosigkeit und Bescheidenheit. Egal, ob beim Aufräumen eines Spots vor dem Training, bei Gesprächen mit Passanten oder der Inklusion aller Altersklassen und Sozialschichten in einem kommunikativen Trainingsumfeld. Nicht umsonst heißen historische Mantras der Disziplin etwa „Sei stark, um nützlich zu sein“ oder „Hinterlasse keine Spur!“. Denn nachhaltig und langfristig kann nur der im öffentlichen Raum trainieren, der auf seine Spots achtet, eine gute Beziehung zu seinen Mitmenschen pflegt, jeden Willkommen heißt und auf seine Gesundheit Rücksicht nimmt. Aus diesen Gründen hat sich Parkour in den letzten Jahren als funktionierendes Werkzeug der sozialen Arbeit, Jugendhilfe, Flüchtlingsinklusion oder Fall-Prävention für Senioren etabliert. In der Vermittlung kann Parkour somit vielfältig eingesetzt werden. Kompetenzen, wie Koordination, Risikowahrnehmung, Selbstverantwortung, Kreativität, Toleranz oder Selbstwahrnehmung können beliebig in den Fokus gerückt werden.