KICKS, KOMBOS, KREATIVITÄT

Tricking ist eine explosive Fusion verschiedener Kampfkünste und Akrobatik. Allerdings wird hier nicht im klassischen Sinne gegeneinander gekämpft, sondern sich in Battles mit Styles, Kombos und Performance gemessen. In den 1960er Jahren begannen einzelne Kampfsportler in Amerika ihre Disziplin als eine Form des Entertainments anzusehen und in ihre Auftritte immer spektakulärere und extremere Bewegungen wie Saltos und Schrauben einzubauen. Diese Tricks waren zwar nicht für den Kampf zu gebrauchen, steigerten aber den Anspruch, die Schwierigkeit und auch den Unterhaltungsfaktor der Präsentationen. Diese neue Form des Kampfsports spaltete sich mit der Zeit von traditionellen Kampfsportarten ab und etablierte sich unter dem Namen „Tricking“ als eigene Disziplin.

Mit der Zeit haben weitere kreative Einflüsse Tricking geprägt, beispielsweise Capoeira, Breakdance oder Bodenturnen. Hier zeigt sich ein spannender Gegensatz: Auf der einen Seite stehen die Wurzeln der traditionellen Kampfkünste, geprägt durch Disziplin, etablierte Reglements und technische Perfektion. Auf der anderen Seite steht das Aufbrechen dieser Normen – die maximale Freiheit, sich von allen sportlichen Konventionen zu lösen und sich Bewegungen aus allen sportlichen und künstlerischen Feldern zu bedienen, ohne sich bei der Auswahl und Variation einzuschränken. Während es beim Turnen oder Taekwon-Do einen idealer Bewegungsablauf als Bewertungskriterium gibt, ist es beim Tricking kein Problem, in der Luft zu posen, im Spagat zu landen oder Moves aus drei verschiedenen Sportarten in eine Kombination einzubinden. Diese kreative Freiheit hat unzählige neue Tricks und Variationen hervorgebracht, die in etablierten Sportarten lange undenkbar waren.

Vor allem hat sie aber auch dazu geführt, sich von den klassischen Leistungsidealen Höher, Schneller, Weiter und Andere besiegen zu entfernen und stattdessen Kreativität, Spaß und Individualität in den Mittelpunkt zu stellen. Dieser fehlende Leistungsdruck macht Tricking als Sportart niedrigschwellig und inklusiv. Angesteckt von den spektakulären Tricks, den unbegrenzten Möglichkeiten und der offenen Community entwickeln viele Teilnehmer auch ohne Druck von Außen schnell eine hohe intrinsische Motivation, sich selbst zu verbessern, diszipliniert zu arbeiten und ein höheres körperliches Level anzustreben. Neben den körperlichen Skills wie Koordination und Körperkontrolle sind dabei vor allem Kreativität, Ausdruck und gegenseitige Unterstützung bei der persönlichen Entwicklung zentrale Treiber, die durch Tricking gefordert und gefördert werden.